Staatlich geförderte Zuhälterei

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Seit einiger Zeit hab ich ein Problem, es hat nicht direkt mit Sexarbeit zu tun aber es macht mich furchtbar wütend und ich muss das hier mal los werden:

Ich muss ja wie jeder Mensch irgendwie an Geld kommen, sprich arbeiten gehen… die Sexarbeit wirft momentan leider nicht so viel ab, als das es für meine Fixkosten reichen würde.

So hab ich mich vertrauensvoll an die Agentur für Arbeit gewandt um als sicheres Standbein einen festen Job zu suchen. Sexarbeit nur noch „nebenbei“ als schöner Zuverdienst. Auch durchsuche ich ständig sämtliche Stellenangebote im Internet und Zeitungen. Was aber in den letzten Jahren, als ich noch einen festen „normalen“ Job hatte,  total an mir vorbei gegangen ist: 

Es gibt kaum noch offene seriöse Stellenangebote. Sogar vom Arbeitsamt bekomme ich nur Jobvorschläge, wohinter sich „Zeitarbeitsfirmen“ verstecken. In 6 Monaten war nicht EINE „richtige“ Stelle bei deren Vorschlägen dabei.

Was mich da wütend macht?

Warum um alles in der Welt, sollte ich mich einem Personalverleiher „ausliefern“, der mich irgendwo von A nach B zu verschiedenen Arbeitgebern schickt, die ich vorab nicht kenne bzw aussuchen kann, und obendrein noch an MEINER Arbeit ohne großes Dazutun mitverdient. Sorry, da endet mein Verständnis und ich weigere mich, mich diesem System zu unterwerfen und irgendwelchen Geschäftsleuten Geld in den Rachen zu werfen.

Deswegen bewerbe ich mich strikt nur auf Stellenangebote, wo die Firmen selbst direkt suchen.

Ich bin so sauer bei dem Gedanken dabei, das ich mich als Sexarbeiterin ständig und überall verteidigen muss/soll, wie freiwillig ich doch arbeite und das auch ja niemand anders davon profitiert.

Aber bei solchen Zeitarbeitsfirmen, die unser Land komplett überschwemmt haben, ist das total legitim?!!

Nein verdammt, ich möchte selbst bestimmen wo, als was und zu welchem Stundenlohn ich arbeite. Und ich möchte NICHT, dass ich weniger Geld erhalte, als mir eigentlich zusteht, nur damit eine 3. Person sich daran bereichern kann und sich die Hände reibt, weil unser Staat sowas auch noch fördert und fordert. Und ich möchte die gleichen Rechte wie andere Arbeitnehmer auch. Kündigungsschutz- und fristen, Probezeit und angemessene Urlaubstage.

Warum sollten hier andere Regeln gelten als ständig in der Sexarbeit moralisch verwerflich angeprangert werden? Uuuuh wie böse, ein Betreiber verlangt Miete für ein Zimmer. DAS darf doch nicht sein. Man darf doch nicht an der Arbeit von Sexarbeitern verdienen… Uuuuu diese bösen Betreiber, die sich an den Frauen bereichern. Aber kaum lautet der Name statt „Haus zur Lust“ so ähnlich wie „Personal for Rent“ oder „Personal-Leasing“, ist alles total okay und kein Mensch stört sich daran.

Warum regt sich denn bitteschön darüber niemand auf, dass sich in Deutschland so ein System entwickelt hat? Klar, es ist keine Sexarbeit, aber trotzdem möchte man doch seinen Arbeitsplatz möglichst frei wählen können. So geht es mir jedenfalls und ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen vielen tausend Leiharbeiter damit glücklich sind? Für mich steht jedenfalls fest: Lieber lebe ich so lange am unteren Limit, bis ich eine Direkt-Anstellung gefunden habe… ehe ich mich dem Zuhälter-System Zeitarbeit unterwerfe. DEN Stolz bewahre ich mir.

 

Eingesendet von: Lissy, Sexarbeiterin aus Dortmund

 

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