Vortrag von Dr. Ina Hunecke: Entstehung und Umsetzung des Prostitutionsgesetzes

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Wir möchten euch auf diesen Vortrag von Dr. Ina Hunecke aufmerksam machen.

Dr. Ina Hunecke ist Juristin und tätig als Dozentin für Strafrecht und Kriminologie an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung (FHVD) Schleswig-Holstein in Altenholz

Wer sich diesen ca. 60 minütigen Vortrag anschaut, wird sehr viele Parallelen zu dem jetzigen geplanten repressiven Prostituiertenschutzgesetz finden und feststellen, das es den totalen Rollback in dunkle Zeiten bedeutet. Dieser Vortrag ist unbedingt empfehlenswert. Diejenigen, die bislang nichts über die Historie von Prostituierten wussten, erhalten hier einen sehr guten Überblick über bisherige Gesetze gegen Prostitution. Denn nur mit diesen Wissen kann man überhaupt annähernd beurteilen, welche verheerenden Auswirkungen das geplante Prostituiertenschutzgesetz haben wird:

Zum Video: Vortrag Uni Kiel 29.01.2013

„Prostituierte/Sexarbeiter(innen) waren und sind eine kaum organisierte Minderheit, deren Anliegen selten ernst genommen und berücksichtigt werden und wurden. Daran hat auch das im Jahre 2002 in Kraft getretene ProstG nur auf den ersten Blick etwas geändert. Die Sexarbeit ist weiter umstritten und wird meist in einem Atemzug mit Menschen­handel, Zwangsprostitution und Kriminalität genannt. Dass es aber durchaus viele Sexarbeiter(innen) gibt, die sich diese Art der Erwerbs­tätigkeit selbst gewählt haben, wird dabei aus dem Blick verloren; dabei zielt das ProstG gerade auf diese Gruppe ab. Für gesetzliche Änderungen im Bereich der Sexarbeit wird als Grund oft angeführt, dass eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesem Bereich erreicht werden soll. Tatsächlich werden die Änderungen aber zur Erreichung ganz anderer Ziele genutzt. Die Beleuchtung dieses Umstandes sowie die Frage wie und von wem das ProstG bis heute implementiert wurde, ist Gegenstand der Untersuchung. Im historischen Teil zur Lebenswelt der Prostituierten und der mit ihnen in Zusammenhang stehenden Gesetzgebung ab 1865 wird deutlich, dass die Diskussionen und die dort angeführten Argumente der Gegenwart weitgehend mit denen des ausgehenden 19ten Jahrhunderts identisch sind. Ein Gesetz ohne Implementierung ist nur beschriebenes Papier, daher werden die möglichen und tatsächlichen Implementationsakteure mit ihren Zielen, Vorstellungen und Projekten beleuchtet. Es wird auch hinterfragt, wie die Sexarbeiter(innen) zum ProstG stehen und ob bzw. wie sich das ProstG auf ihre Arbeit ausgewirkt hat. Darüber hinaus erfolgt eine exemplarische Darstellung verschiedener Veröffentlichungen aus neuerer Zeit zur Thematik der Sexarbeit. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass auch heutzutage viel über, aber selten mit den in der Sexarbeit Aktiven gesprochen wird und es sehr fraglich ist, ob sich die Ziele des ProstG mit den Bedürfnissen der Sexarbeiter(innen) decken.“ (Quelle)

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Ebenfalls lesenwert ist folgender Artikel von Dr. Hünecke Prostitutionsgesetz: Zurück in die dunklen Ecken, der 2014 im Magazin „Novo-Argumente“ veröffentlicht wurde.

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