Mein Ausstieg

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Ungefähr 10 Jahre hab ich diesen Job gemacht.
Anfangs hat es mir noch viel Spaß gemacht. Doch mit der Zeit wurde es für mich zur Qual. Das aufstehen morgens fiel mir immer schwerer, jeden Tag aufs neue musste ich mich dort hin zwingen. Doch ich wusste, wenn ich nicht pünktlich erscheine gibt’s wieder Ärger und einen blöden Spruch von den Kolleginnen. Also: Zähne zusammenbeißen und durch… von nichts kommt nichts und ohne den Job kein Geld.

So vergingen unzählige Tage… Wochen… Monate… Jahre… blöde Blicke, dämliche Sprüche und Anmache von männlichen Mitarbeitern, Zickereien unter den Kolleginnen, nervige Kunden und obendrein eine Chefin, die ewig ihre schlechte Laune an uns aus lies. Pausen waren ein Fremdwort, denn man musste immer „parat“ sein.

Sich krank melden? Krank?!?! Ne also, man muss schon fast im sterben liegen, ehe man zum Arzt gehen durfte. Und hat man sich mal erdreistet mit Grippe im Bett zu liegen, war man anschließend nicht gerade „Willkommen“. Also ging man lieber hin, egal wie krank man war…

Wie sagte meine Chefin immer so schön: „Seien sie froh das sie diesen Job haben, in der freien Marktwirtschaft geht’s noch schlimmer zu, da haben sie noch weniger zu melden und verdienen auch weniger!“

Hmmm… und so hab ich jahrelang den Ärger und Frust runtergeschluckt. Ich hab meinen Job gehasst, die nervigen Kunden, ihre dämlichen Fragen, die ständigen Anrufe, meine launische Chefin, das kleine runtergekommene Zimmer in dem ich arbeiten musste….. aber ich musste immer nett lächeln und freundlich sein. Kunde ist König… Manchmal hätte ich denen soooo gern meine Meinung gesagt.

Nunja, nach 10 Jahren und einem Burnout hab ich dann den Ausstieg geschafft… habe meinen Job als Angestellte im Büro gekündigt. Und ich will nieeee wieder dorthin zurück. Für kein Geld der Welt möchte ich mich noch mal so tyrannisieren und fremdbestimmen lassen.

Heute bin ich selbständig. Als Sexdienstleisterin. Das ist nicht unbedingt einfacher…  da das Geld nicht jeden Monat pünktlich am 1. auf dem Konto ist. Aber das ist mir egal. Ich muss mich von niemandem mehr schlecht behandeln lassen. Ich muss mir nichts mehr von Fremden gefallen lassen nur weil ich Geld dafür bekomme. Es lebe die freie Marktwirtschaft! 🙂

 

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Comments
  • Uwe
    Antworten

    Sehr originell!
    ich wünsche der Dame, dass sie trotz der gesellschaftlichen Inakzeptanz Ihre Selbstachtung bewahrt.
    Ich wünsche Ihr zärtliche und wertschätzende Kunden.
    Ich wünsche Ihr dass sie Ihren Körper als ihr Kaptital pflegt und bewahrt.
    Und ich wünsche Ihr, dass sie es schafft für schwierige Zeiten vorzusorgen

    Alles Gute
    Uwe

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