Fatale Verdrehung der Fakten: Studie “Does Legalization of Prostitution Increase Human Trafficking”

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Und nun mal eine Stellungnahme zu der sooo viel zitierten Studie, welche immer gern dazu instrumentalisiert und als „Beweis“ herangezogen wird um das deutsche Prostitutionsgesetz und die Liberalisierung von Sexarbeit schlecht zu machen:

Letztes Jahr habe ich zu der Studie “Does Legalization of Prostitution Increase Human Trafficking” den Vortrag bzw die Richtigstellung einer Frau von der Uni Heidelberg gehört, welche an dieser Studie beteiligt war. Sie stellte in ihren Ausführung eindeutig klar, das die Aussagen der Studie, so wie sie heute von den Medien und manchen Politikern verdreht werden, schlicht und ergreifend falsch sind. 
Das Hauptziel der Studie ist gewesen, mögliche Auswirkungen unter ökonomischen Aspekten einer Legalisierung der Prostitution auf den Menschenhandel zu schätzen(!!!).

Hierfür wurden lediglich sämtliche Berichte über Menschenhandel herangezogen.
Also: Da keine belastbaren Zahlen zum Umfang von Menschenhandel existieren, wurde als Maß für den Grad an Menschenhandelsflüssen die Anzahl von Berichten über Menschenhandel von internationalen und staatlichen Organisationen, Forschungsinstituten, Zeitungen usw herangezogen. Hiernach hat es in Deutschland in diesem Zeitraum sehr viele Berichte über Zuflüsse von Menschenhandel gegeben.

Sie wies darauf hin,

dass diese Zahlen vor allem mit der gesellschaftlichen Situation in den beobachteten Ländern zusammenhingen. Wesentlich seien u.a das Bewusstsein in der Bevölkerung, Funktionieren von Polizei/ Gerichtsbarkeit und die Rolle der Presse.

Da es sich in der Studie um kumulierte Zahlen handelt, kann mit ihnen keine tatsächliche Entwicklung innerhalb des genannten Zeitraums abgebildet werden, Rückschlüsse auf kausale Wirkungsketten sind somit nicht möglich.

Der in der Studie durchgeführte Vergleich zwischen der Situation in Schweden, Dänemark und Deutschland beruft auf Schätzungen zu Prostitution und Schätzungen zu Menschenhandelsopfern, obendrein wurden hierbei nur Schätzungen bis zum Jahr 2003 (!!!) berücksichtigt.

Sie machte ganz klar deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen liberalen Prostitutionsgesetzen und Menschenhandel nicht identifizierbar sei.

Die Studie kann somit nicht als Beleg für anders lautende Behauptungen herangezogen werden!

Als Ergebnis kann aber festgehalten werden, dass in Ländern mit einem liberalen Prostitutionsgesetz mehr Menschenhandelsströme beobachtet würden.

Also nochmals langsam zum mitdenken… statt:

„Im Durchschnitt führt die Legalisierung von Prostitution zu einem erhöhten Zustrom an von Menschenhandel betroffenen Personen“

müsste die Aussage der Studie also richtigerweise lauten :
In Ländern mit liberaler Gesetzgebung gegenüber Prostitution gibt es mehr Berichte über Menschenhandel als in Ländern mit restriktiver Gesetzgebung.

 

Und nochmals: ANZAHL der BERICHTE… nicht OPFER… das ist ein UNTERSCHIED.

Wenn also ein Land wie Deutschland auf Grund seiner Liberalisierung offen und vor allem viel darüber berichtet, dann ist das als positiv zu werten.

Nochmals zur Verständigung ein Beispiel, das sie anbrachte:
Es kommt in der Studie zu merkwürdigen Feststellungen wie der, dass es im Kongo keinen Menschenhandel gäbe, während es in Deutschland sehr viel Menschenhandel gäbe, weil es in Deutschland viele Berichte über Menschenhandel gibt (von seiten von Beratungsstellen, staatlichen Stellen, Zeitungsberichten und andere) und im Kongo keinerlei Berichte darüber. Und das liegt nicht daran, dass es im Kongo weniger Menschenhandel gibt, sondern weil es dort ein Tabuthema ist, darüber zu reden.

 

Melanie, Sexarbeiterin

 

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