Ehemaliger Terre des Femmes-Vorstand Solveig Senft diffamiert Prostituierte als Kriminelle

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Tja. Das ist immer so eine Sache mit Menschengruppen. Das hat auch Solveig Senft festgestellt, ihres Zeichens einstiger Vorstand der Frauenhilfe-Organisation Terre des Femmes. Besonders mit Menschengruppen die “anders” sind. Wen “Anderssein” überfordert, die/der ist oft versucht, den leichtesten Weg zu gehen: Nämlich den der Verleumdung und des Rufmordes. Der Klassiker der aktiv gelebten gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.

So war sich Solveig Senft sich nicht dafür zu schade, diesen Kommentar auf dem Blog der Sopranistin Kirsten Evers , der den kindlich-kindischen Namen Südelbien trägt zu hinterlassen.

Vielen Dank für den guten Beitrag. Übrigens: nicht nur die Jung-Feministinnen, auch die etablierten Frauenrechtsorganisationen wie der Deutsche Frauenrat stellen sich wie eine Phalanx vor die Prostitutionslobby und die “Freier” – auch und obwohl sie sogar die Realität der meisten v.a. osteuropäischen Frauen aus prekären Verhältnissen, die hier in die Prostitution geschleust werden, kennen. Sie blenden aus, reden schön, und protegieren so ein auf “neu” und “cool” aufpoliertes altes “Herrenrecht”. Wir haben den Frauenverbänden einen Brief mit fundiert recherchierten Infos gesendet – nachzulesen auf dem Blog: Abolition 2014
Diesen Donnerstag berät das Familienministerium von Schwesig über die Neuregelung des Prostitutionsgesetzes. Eingeladen ist u.a. der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen. Eine Lobbyorganisation der BordellbetreiberInnen und ZuhälterInnen, die u.a. Flatratebordelle und Gangbang (= Gangrape gegen etwas Schmerzensgeld) als “Erhalt einer Vielfalt von Arbeitsplätzen” etc. fordert. http://sexwork-deutschland.de/politik/forderungen/
Falls Du auf Twitter bist: es wäre gut, der Familienministerin @ManuelaSchwesig. Ich habe bereits getwittert – mein Name auf Twitter: @HelgeSolveig

Wie an der Aussage von Solveig Senft schön exemplarisch zu sehen ist, weist ihr Kommentar alles auf, das dazugehört, eine Menschengruppe moralisch und sozial zu diskreditieren und dadurch zu isolieren und zu diskriminieren. Besonders schwer wiegt, daß es ausgerechnet auf Menschen trifft, die ohnehin schon einer unterdrückten Randgruppe zugehören: Prostituierte, die sich notgedrungen zusammengeschlossen haben um für ihre Rechte zu kämpfen. Diese hier als “BordellbetreiberInnen” und “ZuhälterInnen” zu diffamieren, geschieht sehr durchschaubar in der Absicht mit diesen düsteren Schlüsselwörter die selbsternannt Gerechten unter der Sonne aufzuschrecken, damit sie sich gegen diese Frauen, Männer und Transsexuellen wenden, um sie unhinterfragt zu verfolgen. Daß die Rechnung aufgeht, wird aus den Kommentaren der nachfolgenden Sekundantinnen, der Medizinjournalistin Sabine Fisch und Grünenpolitikerin Claudia Eser-Schuberth ersichtlich, die von der Emotion hochgeputscht, ohne eine die geringste kritische Nachfrage, sofort mit ins Boot hüpfen, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssten.

Entweder scheint Senft die Reich- und Tragweite dieser dumpf- stumpfen Parolen und die unfassbare Gefährlichkeit, Aufrufe über ihr unbekannte Menschen zu starten, nicht bewußt, oder – was nun richtig verwerflich wäre – bewußt, aber egal bzw. sogar gewollt zu sein. Wie auch immer die Intention geartet ist: Nicht nur, daß Senft sich selbst damit komplett sowohl intellektuell, als auch sozial, politisch und persönlich disqualifiziert und ein grelles Schlaglicht auf die Frage wirft, wessen Geistes Kind sie ist – der Kommentar beschädigt auch das Amt und den Verein, dem sie vorstand erheblich, denn er wirft einen unfassbar häßlichen klebrig-schwarzen Schatten auf Terre des Femmes und all ihre Mitglieder, die sie in diese Position wählten und in deren Namen sie eigentlich sprechen sollte.

Kirsten Evers Positionen über Prostitution sind ob ihrer Banalität inhaltliche Nullaussagen – abgesehen davon, dass sämtliche Punkte oberflächlich und laienhaft in Wort und Argument ausgeführt sind und schon zig Mal um ein vielfaches besser und auch belegter wiedergekäut und entsprechend widerlegt wurden, bringen sie ausser einem kleinen emotionalen Lüftchen, keinen Sturm ins Wasserglas der Erkenntnis. Solveig Senft ist aber ein anderer Fall: Wie kann eine Person, die so eine exponierte Position in einem der wichtigsten Verbände der Welt inne hatte, sich dermaßen entblöden, etwas abzusondern, das jeglicher Beschreibung spottet? (Dazu in einer dermaßen miserablen Sprache, die meines Erachtens nach, gerade für eine Lehrerin eine unerträgliche intellektuelle Insolvenz offenbart und die dringende Fragestellung aufwirft, ob es niemanden gibt, die/der ihre Sätze vor Veröffentlichung gegenliest – und wenn ja, wo die/der gerade war, als sie die obigen schrieb?) Wie kann sich jemand, die/der sich einmal in so einer Spitzenstellung befand, in der Öffentlichkeit nur so dermaßen peinlich daneben benehmen? War das etwa mit Terre des Femmes abgesprochen, die vielen Frauen,  Männer und Transsexuellen von Sexwork Deutschland geschlossen als Schwerstkriminelle zu bezeichnen? Und wenn ja: Wo ist dieser Beschluß einzusehen? Und wenn wir gerade dabei sind: Wo ist einzusehen, daß es jetzt neuerdings Gang und Gäbe bei Terre des Femmes ist, ganze Menschengruppen öffentlich zu diffamieren? Noch dazu aus einer der unterdrücktesten und verletzlichsten Randgruppen unserer Gesellschaft? Wann wurde das erlassen? Terre des Femmes ist ein gemeinnütziger Verein, der das Recht hat Spenden zu sammeln. Er hat fast 10.000 UnterstützerInnen und Mitglieder. Ich bezweifle, daß all diese Menschen, die brav Mitgliedsbeitrag zahlen um den Verein mit Geschäftsstelle und FunktionärInnen am Leben und Laufen zu halten, die Beschimpfung eines anderen gemeinnützigen Vereins als Verbrecherorganisation durch eine ihrer RepräsentantInnen mittragen würden – besonders auf so eine unfassbar schäbig und unprofessionell vorgetragene Art und Weise, ohne jeglichen Nachweis oder Quelle, diese Unterstellungen zu verifizieren. Bislang kannte ich sowas nur von Funktionären der NPD oder AfD. Denkt Senft die Leute im Bund erotischer und sexueller Dienstleistungen können nicht lesen? Wie peinlich für Terre des Femmes, wenn sie sich jetzt mit vielfachen Anzeigen wegen Verleumdung und Rufschädigung herumschlagen müssen, wenn bekannte Namen verbal sichtlich nicht parkettfähig sind und so wie es aussieht, mehr als nur den bloßen Anschein erwecken, die Verbindung mit dem hohen gewählten Posten zu nutzen, die private Meinung als offizielle Position von Terre des Femmes zu verkaufen und zu etablieren.

Tja. So kanns gehen, wenn Niemand plötzlich Jemand wird. Es ist schon ein Kreuz mit der Macht. Pöstchen haben und wichtig sein, ist halt nicht alles.

Es muss auch die Kompetenz da sein, damit seriös umgehen zu können.

 

Juliana da Costa José

http://julianadacostajose.tumblr.com/

 

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