Keine Herzensangelegenheit

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(Anmerkung: dieser Beitrag wurde bereits vor einiger Zeit geschrieben, wir möchten ihn aber trotzdem gern veröffentlichen, da er nach wie vor aktuell ist)

Alice Schwarzer und ihr Buch „Prostitution – ein deutscher Skandal“

Das Entscheidende ist das Vorwort und der Titel „Prostitution – ein deutscher Skandal“. Die neue Veröffentlichung der Buchautorin und Emma-Gründerin ist seit einigen Wochen im Handel und löste schon im Vorfeld einen Sturm der Entrüstung, aber leider auch des Lobes aus. Schwarzer gelingt es mit ihrem aktuellen Buch das Land zu spalten, auf eine ganz provokante Art und Weise und es scheint, als wäre dies nicht rein zufällig, sondern bewusstes Kalkül, eine PR-Maschinerie, die keine andere Funktion hat, als die Machtposition Alice Schwarzers zu untermauern. Und damit stellt sich die Autorin selbst ein Bein. Sie prangert unter anderem das Machtgefüge im Rotlichtgewerbe an – Männer, die die Frauen unterdrücken und sich dank des 2001 verabschiedeten Prostitutionsgesetzes die Taschen vollschlagen, so ihre Sicht der Dinge. Schwarzer bringt ihre Abscheu gegen jenes Machtgefüge deutlich zum Ausdruck. 

Dabei ist sie es, die ihre Machtposition in allen Facetten nutzt, um sich gegen Prostitution auszusprechen und hat auch keine Scheu, ihre umstrittenen Thesen, die sie derzeit zur Veröffentlichung des Buches in erheblichem Maße in Talkshows zum Ausdruck bringt, auf ihrer Homepage darzustellen. Ihre Fernsehauftritte gehören dazu. Sie zwingt der Gesellschaft dermaßen ihre Abscheu vor Prostitution auf, dass man sich schämen muss, nicht ihrer Meinung zu sein. Und durch den Verkauf ihres Buches bereichert sie sich an ihren Lesern und aalt sich dabei in ihrem Erfolg. Sie duldet keine andere Ansicht und sucht sich dazu noch Gleichgesinnte – prominente Gesichter, die sich mit ihr – natürlich in der Emma – gegen Prostitution aussprechen. So wirkt ihre derzeit sehr offensive Präsenz nicht wie ein reines Statement, eine Herzensangelegenheit, sondern wie eine Holzhammermethode, um den Absatz ihres Buches voranzutreiben. Alice Schwarzer tut sich mit ihrem Buch keinen Gefallen. Sie ist unglaubwürdig. Letztendlich ist sie „nur“ Herausgeberin und da helfen auch keine Erlebnisberichte und Statements von den Prostituierten, die in ihrem Buch zu Wort kommen. Denn diese sind selbstverständlich so ausgesucht, dass sie genau in ihre Sicht der Dinge passen. Da ist die Mutter mit ihren Kindern, die sich aus Geldnot prostituiert, da ist die Domina, die berichtet, dass sie schon zu alt für einen Ausstieg sei, weshalb sie widerwillig weitermacht.

Und über allem steht das Wort „Zwangsprostitution“, wobei wir beim Vorwort wären, in dem Sätze wie „Es gibt keine freiwillige Prostitution“ zu lesen sind. Und so sehr Alice Schwarzer in einigen Talkshows Unsachlichkeit vorgeworfen wird, so sehr lässt sich dies auch zu „Prostitution – ein deutscher Skandal“ sagen und das Buch darf dabei nicht als fundiertes, weltbewegendes Standardwerk gesehen werden, für das es sich lohnen würde, den Buchhandel aufzusuchen.

Michael Hoch

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