Gespräch über den SPIEGEL Artikel „Aus der Deckung“ der Journalistin Ann-Katrin Müller

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Fraences und Melanie im Gespräch über den Artikel „Aus der Deckung“ der SPIEGEL-Journalistin Ann-Katrin Müller
Interview führte Matthias Lehmann, Research Project Germany

Alle Jahre wieder

Die Journalistin Ann-Katrin Müller scheint aus dem Fiasko der SPIEGEL-Titelgeschichte „Bordell Deutschland“ (SPIEGEL 22/2013) keine Lehren gezogen zu haben, oder vielleicht weiß sie schlicht um die Macht des Magazins, für das sie schreibt. Bis heute wird der damalige SPIEGEL-Bericht international sowohl von PolitikerInnen als auch von ProstitutionsgegnerInnen als vermeintlicher Beweis dafür angeführt, dass die deutsche Prostitutionsgesetzgebung zu einem Anstieg des Menschenhandels geführt habe, obwohl die verfügbaren Zahlen des Bundeskriminalamts das Gegenteil belegen.

Der SPIEGEL wirbt mit dem Slogan „Keine Angst vor der Wahrheit“, doch bis die LeserInnen diese erfahren dürfen, scheint es noch eine Weile zu dauern. Nach der Veröffentlichung des Artikels erschienen schnell drei Gegendarstellungen, darunter auch eine vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD), in dem aktive und ehemalige Sexarbeiter*innen organisiert sind.

Im folgenden Interview erläutern die Sexarbeiterinnen Melanie (vom Projekt Voice4Sexworkers) und Fraences ihre Reaktion auf die neuerlichen Falschdarstellungen des SPIEGELs und die Wahrheiten, vor denen Ann-Katrin Müller offenbar Angst hat.

Interview

Research Project Germany: Was war Eure erste Reaktion auf den Artikel?

Fraences: Als ich die Überschrift las, und den Kommentar von jemandem, „Oh das wird lustig.“, dachte ich mir gleich, das wird bestimmt nicht lustig mit dem SPIEGEL.

Melanie: Ich war erst einmal sprachlos. Zuerst hab ich es gar nicht so ernst genommen, weil ich auch noch nicht den kompletten Artikel kannte. Aber kurze Zeit später trudelten die ersten gescannten Exemplare ein und ich war nur noch geschockt. Wie kann man nur so lügen und das ganze noch als „Wahrheit“ verkaufen? Und wie kann man sich überhaupt noch auf ein Gespräch mit dem SPIEGEL einlassen, nach allem was da schon vorgefallen ist?

Siehe „Bordell Deutschland: Journalismus auf Lücke“

Fraences: Auch wenn man denken mag, die damalige SPIEGEL-Titelgeschichte ist lange her, so wird sie doch noch immer von Politikern benutzt, um Stimmung gegen Sexarbeit zu machen. Sowohl der Uhl* im Bundestag als auch Parlamentarier in Kanada haben die Story als Beweis angeführt, aber gegenteilige Aussagen von Sexarbeiterinnen und Wissenschaftlern ignorieren sie.

*Hans-Peter Uhl ist Mitglied der Bundestagsfraktion der CDU/CSU und setzt sich für ein verschärftes Prostitutionsgesetz ein.

RPG: Welche Punkte im Artikel von Ann-Katrin Müller seht Ihr als problematisch an?

 weiterlesen auf Research Project Germany – ZerrSPIEGEL: Die Angst der Medien vor der Wahrheit

 und hier gehts zur englischen Übersetzung Research Project Germany – Distorting MIRROR: The media’s fear of the truth

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