Das Problem mit dem schwedischen Prostitutionsgesetz

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http://fullcomment.nationalpost.com/2014/03/29/calum-bennachie-the-problems-with-swedens-prostitution-law/

Übersetzung des Artikels vom 29.03.2014 in der National Post von Calum Bennachie:

Das Problem mit dem schwedischen Prostitutionsgesetz

Es gibt so viele Dinge, die falsch laufen in der Argumentation von MP Joy Smith in Bezug auf Prostitution („Prostitution darf nicht legalisiert werden“, 25. März).

Sie zitiert den Bericht über Prostitution des Law Review Committee aus Neuseeland in genau der gleichen Weise falsch, wie die Anti-Prostitutions-Aktivistin Melissa Farley, welche bereits vom kanadischen Gerichtssystem diskreditiert wurde. Laut Frau Smith gibt der Bericht vom „New Zealand Prostitution Law Review Committee“ von Herrn Ivison eindeutig Hinweise darauf, dass „die Mehrheit der SexarbeiterInnen das Gefühl habe, dass das dortige Gesetz wenig gegen die nach wie vor stattfindende Gewalt ausrichten könne.“ Genau wie Frau Farley, unterlässt Frau Smith den gesamten Denkansatz, der zu einer anderen Interpretation der Frage führt: 

„Die Mehrheit der befragten Prostituierten habe das Gefühl, dass der PRA [Neuseelands Prostitution Reform Act] wenig gegen die Gewalt tun kann, welche weiterhin stattfindet, obwohl eine deutliche Minderheit dachte, es habe eine Verbesserung seit dem Inkrafttreten des PRA stattgefunden. Diejenigen, die sich in der Lage fühlten sich dagegen zu wehren, sagten, dass die Mehrheit der Sexarbeiterinnen jetzt häufiger Fälle von Gewalt bei der Polizei melden würden, wenn auch die Bereitschaft, den Prozess vor Gericht austragen, bislang noch wenig verbreitet ist. „

Frau Smith hat das Wesentliche in diesem Punkt nicht verstanden. Der PRA ist nicht dafür gedacht, Gewalt gegen SexarbeiterInnen zu entkriminalisieren, sondern es ermöglicht SexarbeiterInnen, sich dagegen zu wehren, wenn diese geschieht. Es würde dem Versuch gleichen, zu behaupten, dass die Entkriminalisierung von Sex zwischen Männern es schaffen könne, alle böse Gewalt gegen homosexuelle Männer zu stoppen und sie so keine Opfer mehr sein müssten. Als Kanada den Sex zwischen Männern im Jahr 1969 entkriminalisierte, ging die Gewalt gegen Homosexuelle weiter. Laut Frau Smith‘ Logik war die Änderung des §159 im kanadischen Strafgesetzbuches ein Fehlschlag, denn Gewalt gegen homosexuelle Männer hat nicht aufgehört. So funktioniert Entkriminalisierung nicht.

Gewalt gegen SexarbeiterInnen geschieht nach wie vor in Schweden und Norwegen. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die Gewalt gegen SexarbeiterInnen zugenommen hat, seitdem Norwegen die Beschaffung von Sex verboten hat. Norwegische SexarbeiterInnen haben angegeben, das es nun weit weniger wahrscheinlich ist, das sie bei Gewaltdelikten Anzeige erstatten. Es kann daher gesagt werden, dass das schwedische Modell nichts gebracht hat, um die Gewalt gegen SexarbeiterInnen in Schweden und Norwegen zu stoppen. Dennoch behauptet Frau Smith, dieses Gesetz sei ein Erfolg.

Diese Behauptung steht im Widerspruch zu ihren früheren Aussagen in Bezug auf den PRA in Neuseeland. Frau Smith behauptet: „unter neuseeländischem Recht, können Bordelle Frauen leicht ausnutzen, indem sie damit drohen sie zu entlassen, wenn sie keine Leistungen bringen“. Doch der PRA sagt deutlich, dass es illegal ist, jemanden zu kommerziellem Sex zu zwingen. Dies ist der rechtliche Schutz, von dem Frau Smith behauptet, er sei nicht vorhanden. Zudem hat sie offensichtlich keine Ahnung von den Gesetzen gegen Vergewaltigung, die in Neuseeland existieren. Oder dichtet sie sich immer Behauptungen wie diese zusammen?

Die schwedische Regierung hat in seiner eigenen Bewertung zugegeben, dass das Gesetz zur Kriminalisierung der Kunden die Stigmatisierung von SexarbeiterInnen fördert. Aus irgendeinem Grund glaubt die schwedische Regierung, diese Erhöhung der Stigmatisierung „sei als positiv anzusehen“. Welche vernünftigen Politiker würde das Stigma von irgendeinem Teil der Gesellschaft erhöhen wollen und vermutlich noch dabei helfen, dieses Stigma zu steuern?

Frau Smith behauptet gern, dass das Gesetz zur Kriminalisierung der Kunden die Zahl der Prostituierten gesenkt hat, doch die schwedische Polizei widerspricht dieser Behauptung, denn sie gibt an, dass die Anzahl der thailändischen Massage-Salons, die allgemein dafür bekannt sind, Bordelle zu sein, in Stockholm von 90 im Jahr 2009 auf 250 im Jahr 2011 zugenommen hat. Dies ist sicherlich keine Reduzierung. Also warum behauptet Frau Schmidt ständig Dinge über das schwedische Modell, die nicht der Wahrheit entsprechen? Die Beweise, gewonnen aus zuverlässiger wissenschaftlicher Forschung und Berichten der Regierung, zeugen dafür, das ihre Behauptungen nicht wahr sind.

National Post

Calum Bennachie lebt in Neuseeland und hat einen Doktortitel in Geschlechterforschung. Er hat Gesetze und Bestimmungen zur Sexarbeit in verschiedenen Ländern untersucht.

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