Amtlich preisgegebene Nutten
Verbale Brandstiftung – Die Stuttgarter Grünen übertreffen die AfD
?Sexarbeitende sind Nutten? (Stadt Stuttgart – http://www.stuttgart.de/item/show/2….1/9/597905?plist=homepage)
In Stuttgart werden Menschen, die erotisch-sexuelle Dienste anbieten, seit einigen Tagen flächendeckend und amtlich veranlasst, als Nutten bezeichnet. Ihre Tätigkeit nennt die Behörde, den Jugendschutz sieht sie nicht berührt, ficken. Zugleich werden zwischen 90 und 95 % der Menschen, die erotische und sexuelle Dienste anbieten als Armuts- und Zwangsprostituierte bezeichnet. Ihre Handlungsfähigkeit, Glaubwürdigkeit und Mündigkeit wird ihnen damit pauschal abgesprochen. Die amtlichen Kennzeichnung von Menschen, die erotisch-sexuelle Dienste leisten als Fickende, als Nutten, als Armutsprostituierte, als Zwangsprostituierte erfolgt über Plakatwände und über die Medien. Sie darf 100.000de kosten. Unterstützende der Kampagne lehnen den Begriff Sexarbeit als Berufsbezeichnung zugleich ab. Es handele sich bei diesem Begriff, so wird gesagt, um eine unzulässige Beschönigung. Sabine Constabel Mitarbeiterin der Stadt Stuttgart: «Mit dem Wort Sexarbeiterin wird das Problem negiert, das ist die große Lüge» ( http://www.stuttgarter-zeitung.de/i….5f-a4b0-581c4c342881.html). Nutten scheint angemessener (Oberbürgermeister F. Kuhn: «Wir haben uns bewusst für Aussagen entschieden, die nichts beschönigen, nichts aussparen und nicht voyeuristisch sind» Bildunterschrift Bild 2 von 6, http://www.stuttgart.de/item/show/2….1/9/597905?plist=homepage ). Ansonsten wird von Prostitution gesprochen. Die Herkunft dieses Begriffes erlaubt die Übersetzung preisgeben. Nutten können, dem Begriff Prostitution als Synonym verwendent, als Preisgegebene bezeichnet werden. Amtlich preisgegebene Nutten. Nachdem Sexarbeitende amtlich als Nutten entmentschlicht wurden, wird amtlich beschworen Nutten sind Menschen. Die Entwürdigten ihr neuen Cäser*INNEN huldigen Euch.
Die Kennzeichnung von Menschen, die erotisch-sexuellen Dienste erbringen, als Nutten entspricht in ihrem beleidigenden, entwürdigenden und entmenschlichendem Gehalt z.B. den Umetikettierung
– Ausländer / Kanake
– Jude / Volksschädling
– Wohnungslose / Asoziale / Ungeziefer
– Afroamerikaner / Bimbo / Nigger / Affenlaute / Bananenwurf
– Frauen / Votzen
Im Zusammenhang mit den Vorfällen in der Silvesternacht 2015 zu Köln, in denen verständlicherweise nicht davon gesprochen wurde, dass die Geschädigten um sich herum ein Milieu geschaffen hätten, das zur Unruhe und zu Straftaten führte, sondern richtigerweise davon, dass es sich bei den Ereignissen um Angriffe auf das sexuelle Selbstbestimmungsrecht handelte, wurde eine Debatte geführt, wie Frauen vor solchen Übergriffen und Straftaten besser zu schützen seien.
?Frauen sind Votzen?
Niemand, schon gar nicht Amtstragende in leitender Stellung, auch nicht die Oberbürgermeisterin von Köln, kam auf die Idee nach den Übergriffen eine mehrere 100.000 € teure Kampagne unter dem Titel Votzen sind Menschen zu führen, weil Votzen doch der Begriff sei, der die schmerzlichen Erfahrungen der Geschädigten besser repräsentieren würde (S. Constabel. s.o.). Denn ebenso, wie jedem klar ist, das Votzen Geschlechtsteile und keine Menschen sind und das Frauen nicht auf ihre Geschlechtsteile reduziert werden können, ohne sie zu entmenschlichen, ist jedem klar, das Nutten, wie wir spätestens seit Luther wissen, ohne Ehre, ergo ohne Würde sind: «immer ”nur ursach und reizung gewest zu allen Sünden und lastern.» Luther empfiehlt sie aus dem Haus, vom Hof und aus der Gemeinde zu verjagen. Gottes Wort ist, dank an den Reformator für seinen humanitären Fortschritt, drastischer «Die Männer gingen zu ihr, wie man zu einer Dirne geht. So gingen sie zu Ohola und Oholiba, den schamlosen Frauen. Doch gerechte Männer werden ihnen das Urteil sprechen nach der Rechtsvorschrift für Ehebrecherinnen und Mörderinnen. … Ja, so spricht Gott, der Herr: Man berufe eine Volksversammlung gegen sie ein; … Die Volksversammlung soll sie steinigen und mit Schwertern in Stücke hauen. Ihre Söhne und Töchter soll man töten und ihre Häuser verbrennen.» (Bibel, Ez 23, 44-47 ). Nutten sind die Inkarnation der Sünde, der fleischgewordene Antichrist, dass ist die Erzählung der Jahrhunderte und auf dieses Nutten sind Nutten baut das amtliche Stuttgart, wenn es seinem Zynismus freien Lauf lässt und Nutten sind Menschen schreibt.
Wenn Menschen, die erotisch sexuelle Dienste erbringen, amtlich mit dem Begriff Nutten bezeichnet, sie damit entwürdigt und entmenschlicht werden, stellt sich die Frage, wer Träger*IN des Inhumanen ist. Durch die amtliche Verwendung der Bezeichnung Nutten für Menschen, die erotische und sexuelle Dienste erbringen, verlässt das Personal der staatlichen Gewalt den Boden des Grundgesetzes. Staatliche Gewalt, so GG Art 1 in Verbindung mit GG Art 20 ist zu jeder Zeit und zuvorderst verpflichtet, die Würde eines jeden Menschen zu achten. Die Verwendung des Begriffs Nutten, die Brandmarkung der Sexarbeitenden mit diesem Begriff ist staatlicher Vollzug der Entwürdigung.
Ein anderer Pfad der Volksverhetzung
Diese amtlich veranlasste Entwertung der Aktiven des Feldes der erotisch-sexuelle Dienste durch eine Rhetorik der Beschämung, ist mehr als nur eine Verrohung der Sprache. Nur diese Kritik zu äussern wäre zulässig, wenn sich private Interessengruppen oder Einzelpersonen dieser an Entartungspropaganda erinnernden, das Begehren brutalisierenden Sprache bedienen würden. Seine amtliche Verbreitung ist mehr. Sie ist als Akt staatlicher Gewalt ein eklatanter Verfassungsbruch und Verfassungsmissbrauch durch oberste Vertretende staatlicher Gewalt. Die Stuttgarter Grünen übertreffen bei der Diffamierung der Sexarbeit die antiislamisch diffamierende Rhetorik der AfD. Solche Sätze, solche Begriffe sind eine Rechtfertigung für die, die der verbalen staatlichen Brandstiftung folgend, Hass und Gewalt einmal nicht gegen Menschen islamischer Herkunft, sondern, einem anderen Pfad der Volksverhetzung folgend, gegen migrierte Sexarbeitende zu richten beabsichtigen.
In Anlehnung an Volkmar Sigusch «Solche Sätze präsentieren schlagartig das Kontinuum der Barbarei» (Das Eis ist gebrochen – Karl Heinrich Ulrichs als Vorkämpfer der Homosexuellen, Volkmar Sigusch, Hamburg 2015, S 115).
Klaus Fricke
Orginal-Bild der Kampagne:
Quelle: Stadt Stuttgart